
Als die Turmuhr Mitternacht schlug, tanze ich gut angeschwippst über die Pflastersteine vor der Engelsburg in Erfurt. Da dachte ich noch mit keinem Gedanken an einen Jahresrückblick. Ich verschickte euphorische Sprachnachrichten, schrieb mit Wunderkerzen Wünsche in die Luft und machte Selfies mit wildfremden Menschen (wie meine Fotogalerie den nächsten Morgen verriet). Währenddessen trug ich wohl eine der unbequemsten Unterwäschen, die die Textilbranchen dieser Welt je hervorgebracht hatten. Unbequem, dafür aber rot, geschenkt, neu und am Silvestertag das erste Mal getragen. Hatte ich doch nur wenige Tage zuvor bei T-Online.de (die müssen es ja wissen) gelesen, dass „jene, die die Nacht ins neue Jahr mit roter Unterwäsche begehen, Glück, Erfolg und vor allem Liebe erfahren werden.“
Aberglaube kann ich gut
…und deshalb schenkten meine Freundin Rina und ich uns vor Silvester gegenseitig rote Unterwäsche. Liebe sollte es sein. Viel davon. Bitte.
Es muss auf dem Weg zur Silvesterparty gewesen sein, als ich Rina noch eine Sprachnachricht schickte. Ich hatte den Artikel nochmal angeklickt und plötzlich diese eine wichtige Stelle gelesen, die ich zuvor aus lauter Euphorie übersehen haben musste „Zudem muss die rote Unterwäsche an Neujahr weggeworfen werden, da der Zauber sonst nicht wirkt.“ Wer bis hier hin noch nicht den Kopf geschüttelt hat, der darf es jetzt tun: Ja, ich habe die Unterwäsche am 1. Januar weg geworfen. Aberglaube kann ich gut.
Der Januar war gut zu mir. Und… ich hätte Lust, mich mal wieder Hals über Kopf zu verlieben.
So stand es in meinem Monatsrückblick im Januar. Mal wieder Hals über Kopf verlieben. Dieser Gedanke kreiste unaufhaltsam durch meinen Kopf. Zusammen mit der Frage, ob ich überhaupt schon mal richtig „geliebt“ hatte. Verliebt klar. Liebe? Ich wusste es nicht… Der Wunsch stand fest. Liebe sollte es sein. Viel davon. Bitte.
Ich tinderte bis spät in die Nacht, in den Mittagspausen, an der Kassenschlange und verbrachte nicht nur einen Abend mit Dates, über die ich im Nachhinein doch mehr den Kopf schütteln kann. Immerhin kann ich nun sagen, dass ich mal selbst Ravioli gemacht habe. Es hat doch alles was positives.
Was willst du wirklich?
Diese Frage trieb mich durch den Februar, so oft. Job, Abschlussarbeit, tausend Möglichkeiten und entscheiden war ja noch nie meine Stärke. Was willst du wirklich? Eines war ja klar: Liebe sollte es sein. Viel davon. Bitte. Das war mitunter wohl auch der Grund, aus dem ich mich im Februar in die wohl verrückteste Männergeschichte überhaupt stürzte. Keine Details, nur die Information, dass der Kerl nun nur noch unter dem Namen „Der Drama-Typ“ gehandelt wird. Immerhin: So schnell und verrückt wie die Geschichte angefangen hatte, war sie (zum Glück) auch wieder vorbei. Aber ja, es hat doch alles etwas positives, denn ich lernte: Ich falle weich. Selbst wenn mir einmal der Boden unter den Füßen weggerissen wird, sind da immer Menschen, die mich auffangen und das Fallen wie Stage diving aussehen lassen. Im März igelte ich mich also erstmal ein. Schaute Suits in einem Rutsch durch, ging spazieren und „sammelte“ währenddessen Aufkleber als gäbe es kein morgen mehr und kaufte kurzentschlossen Karten für das Highfield-Festival. Immerhin sollte der Sommer toll werden, wenn das Frühjahr doch schon eher den Stempel „verrückt“ verdient hatte.
„Anna. 2006, das ist dein Jahr!“
…das sagte mir Rina in diesem Jahr. Nicht nur einmal. Und Recht hatte sie. So verrückt wie dieses Jahr war, ich hab so viel über mich gelernt. Über mich, das Leben und die Liebe. Zum Beispiel auch (in der Hoffnung, dass das hier keiner liest): One-night-stands kann man machen, muss man aber nicht. Wirklich nicht. Lasst es einfach. Wir suchen doch etwas ganz anderes. Sowas wie in diesem Text von ImGegenteil.
Life is good
Die verrückten Männergeschichten nahmen natürlich auch im Mai und Juni kein Ende und immer hatte ich tief in mir das Gefühl, dass ich mir etwas schön redete. An Rina schrieb ich einmal: „Es war nie so wirklich auf einer Wellenlänge, ich war oft nicht ich selbst. Eingestehen wollte ich es mir nicht, weil ich einerseits dachte, dass es Quatsch ist, einer Liste (die wir ja alle irgendwie haben) hinterher zu suchen und vielleicht war da auch ein bisschen der Gedanke, dass es ja eine Stärke wäre, sich auch mit Dingen zu arrangieren, die eigentlich gar nicht zu einem passen.“
Trotzdem startete der Sommer großartig. Mit vielen Ausflügen, tollem Wetter und wunderbar lieben Menschen, die ich kennen lernen durfte. Life is good. Sowas von.
Am Ende wird alles gut. Sagt mein Horoskop.
Wer rote Unterwäsche trägt, weil T-Online das sagt, glaubt auch an das Horoskop aus der Cosmopolitan. Am Ende wird alles gut, hieß es da für den Skorpion. Und wenn die das sagen, muss es doch stimmen. Innerlich trug ich also diese Ruhe in mir. Wird doch alles gut, dachte ich mir und genoss den Sommer in vollen Zügen. Klar, nicht ohne Männergeschichte 😀
Every summer has a story!? Juli erzähl mir meine!
… schrieb ich im Monatsrückblick Juni. Tja. Wunsch wurde erfüllt. Meine Geschichte hat eines ihrer ersten Kapitel am 18. Juli. Einer dieser denkwürdigen Tage. „Wie oft spaltet ein einziger Tag – Das Leben einen in ein Davor und Danach“? Bei mir wohl: Vor und nach dem Highfield. Von da an sprechen die Titel der Monatsrückblicke für sich.
August: Das Leben ist mega
September: Mein Herz tanzt – mir fehlen die Worte
Oktober: Man kann gar nicht fassen, wie schön das ist
November: Manchmal ist mein Leben wie im Film. Nur schöner.
Es gäbe noch so viel zu sagen, über dieses Jahr, über dieses 2016, das mich so viel über mich selbst hat lernen lassen, über das Leben und die Liebe. Aber Worte drücken nicht aus…
Jahresrückblick 2016 in Zahlen
446 Instagrambilder gepostet
2 Mal Urlaub gemacht (Ostsee und Prag)
Unzählige tolle Menschen kennen gelernt
4 Konzerte und 1 Festival besucht
69 Blogbeiträge veröffentlicht
101 Songs rauf und runter gehört
148 Kommentare
23330 Seitenaufrufe
1 Million Stunden im Flixbus verbracht
2 Mal Geld im Geldautomaten stecken lassen
Hundert Packungen Tiefkühl-Mango gegessen
2 Punkte auf meiner 30-vor-30-Liste abgehakt
6 Männer (ähm „Männer“) gedatet
Und einmal wie verrückt verliebt ♥
P.S.: Im Januar hab ich mir gewünscht, mich Hals über Kopf zu verlieben. Hab mich gefragt, ob ich schon mal richtig „geliebt“ hatte. Verliebt klar. Liebe? Ich wusste es nicht… doch Kinder, lasst euch sagen: Mit der Liebe ist es wie mit Orgasmen und Verstopfung. Da gibt’s keine Frage. Du weißt es, wenn du sie hast.
Liebe sollte es sein. Viel davon. Liebe ist es geworden. So viel davon. Danke 2016. Du warst großartig!
Hey, danke für den schönen Rückblick. Mögen alle deine Wünsche für das neue Jahr in Erfüllung gehen.
Liebe Grüße!
Autor
Ach du Liebe, vielen Dank! Das wünsche ich dir auch!
Was für ein wunderschöner Jahresrückblick! Ich bin so froh, dass auch wir uns in 2016 kennengelernt haben. Ich möchte dich nicht mehr missen, du bist so ein besonderer Mensch! Fühl dich ganz doll gedrückt. <3
Autor
Auch, wenn es in diesem Jahresrückblick nicht direkt erwähnt wird, weil es eigentlich nur um Männer geht (schlimm, schlimm, schlimm), waren unser Kennenlernen und all unsere Abenteuer, Hochs und Tiefs auch riesige Highlights meines Jahres! Danke, dass du mein 2016 begleitet hast ♥
Was für ein Grandioser ehrlicher Post 🙂 Und es ist lustig, sollten wir uns in Leipzig mal über den Weg laufen, wink mir zu. <3 Wir haben einiges gemeinsam!
Liebste Grüße
Conny
Autor
Wir können uns ja auch mal geplant über den Weg laufen?! 🙂 Ich freu mich immer, die Menschen hinter den Bildschirmen kennen zu lernen. Ganz liebe Grüße und vielen Dank für deine Worte!